Meine erste Tat, nachdem MV hier eingezogen ist, war: in Urlaub fahren.
Wir hatten einen Abend zusammen in der Küche und haben über alles Wichtige* geredet. Dann bin ich auch schon nach Tarragona geflogen, um der süßen M. meinen jährlichen Besuch abzustatten**.
In meinem Urlaub hat mich eine Mail von MV erreicht: „…du kommst ja erst Samstagabend zurück… soll ich was für dich einkaufen? Wünsche bitte bis Freitag, 18 Uhr.“
„Hach wie nett von ihm“ dachte ich und bestellte Bananen.
Jetzt ist es offiziell soweit gekommen: Es ist das Ende der Mädchen-WG.
Ihr Zimmer ist geräumt und S. zieht es nach Heilbronn und mit ihr geht die ruhigste und unspektaktulärste WG-Zeit zu Ende, die es je gegeben hat.
Die Suche nach einer/m neuen/m Mitbewohner/in war Ende Juli relativ erfolgreich. Relativ, weil ich einen Mitbewohner (MV) gefunden hab, aber ja noch nicht weiß, wie er so ist und wie das so wird. Das Gespräch jedenfalls war lustig, weil es an einem Sonntagvormittag stattfand, und ich am Samstag auf K.s Hochzeit war und bis um fünf mit F. auf der Terasse im Liegestuhl war und Schnaps getrunken* und Sterne gekuckt hab. Anschließend drei Stunden Schlaf im Auto und dann nach Hause und das Chaos in der Küche vom Kuchenbacken für die Hochzeit aufräumen und dann kamen die Bewerber auch schon, als erstes der Neue. Das Zittern in meinen Händen hatte noch nicht aufgehört und ich hatte ein bisschen Probleme, mich zu konzentrieren und eigentlich kann ich mich an dieses oder ein anderes Gespräch an diesem Tag nicht mehr so genau erinnern, aber er war mir sympathisch – jedenfalls wesentlich sympathischer, als alle andern die da waren.
Mit Spannung dürfen wir alle erwarten, wie die gemischte WG so wird und ob auf meine Menschenkenntnis unter Restalkoholeinfluss Verlass ist.
*ich habe versucht, mit Alkohol sein Kurzzeitgedächtnis zu löschen, weil er etwas gesehen hat, was er nicht hätte sehen sollen. Leider war ich nicht wirklich erfolgreich: zwar waren wir beide sturzbetrunken, aber er erinnert sich prächtig.
Er sagt: „Ob du glücklich bist oder traurig, wenn du an mich denkst und daran, dass wir nicht zusammen sein können, ist Einstellungssache. Denk an das, was du hast, und nicht an das, was du nicht hast. Wieviele Menschen haben jemanden, der sie bedingungslos liebt? Alles, was ich dir geben kann, gehört dir. Ist das nicht genug?„
Mein Kumpel M.P. wollte eigentlich am Wochenende groß Geburtstag feiern, mit Sau am Spieß und allem drum und dran. Jetzt ist die Party abgesagt, weil er flachliegt – ganz knapp an der Lungenentzündung vorbeigeschrammt.
Schon wieder Funkstille für mehr als nur ein paar Tage, nu is aber Schluss damit!
Rekapitulation der letzten zweieinhalb Wochen (Besuch bei und mit Kleinfamilien, Tage zwischen Havel und Spree, Musik und Schlamm am Chiemsee, ein nackter Mann an einem Seil) in chronologischer Reihenfolge, mehr oder weniger gut bildlich dokumentiert:
ein Wochenende bei I.+Mann+Kind(1Jahr) in Oppenheim – die Kleine ist sowas von süß und ich bin gespannt, wie sich der Sprachmix RussischDeutsch im Lernprozess anhört und I.+Mann sind trotz Mehrfachbelastung wohlauf*
eine Bahnfahrt durch die Republik, ganz ohne Komplikationen oder ausfallende Klimaanlagen
Besuch von C.+Mann+Kind(1Jahr) bei mir auf der Insel
die Erfahrung, dass meine Wohnung nur bedingt kindertauglich ist
die Erfahrung, dass das Leben mit Kind anstrengend und an seltsame zeitliche Rhythmen gebunden ist: schlafen, essen, spielen, scheißen und das ganze viermal täglich oder so
der Kater war leicht irritiert, weil die Kleine laut, grobmotorisch und schwer begeistert von ihm war**
gut und viel essen (Hungergefühle hatte ich erst zwei Tage nach Abreise meiner Gäste wieder)***
mit gemieteten Fahrrädern zu meiner Lieblingsstelle am See und später nach Österreich und auf den Pfänder****
per Bahn an den Chiemsee für Musik und Spaß: schon unterwegs Kinder unter Alkoholeinfluss (ohMann! muss das eigentlich?), dann Freunde, Spaß, Bier und Regen in Strömen sowie gute Musik in Massen
ein Rastamann (mit Höhenangst), der den Mund zu voll nimmt, und behauptet, dass „Bungee? Kann ja jeder! Wenn, dann nackend!“; Mädels, die Geld sammeln gehen, um ihn jeder nur möglichen Peinlichkeit auszusetzen
hier trinkt er sich noch Mut an (den Becher mit den gesammelten 50 Euro (in 1-Cent- bis 1-Euro-Münzen) für den Sprung fest in der Hand):
während er hier schon in voller Pracht 60 m über dem Boden steht
und Sekunden später baumelt er an einem Seil, wie der liebe Gott ihn geschaffen hat (unten die Meute der gütigen Spender, jede/r ausgestattet mit einer Kamera)
Schlamm aus Klamotten/Gummistiefeln/ Sandalen/Zelt entfernen
nach zweieinhalb Stunden Badewanne langsam wieder warm werden
Dienstagnacht der erste „Arbeitstag“ – Lärmmessung von Lkw-Anlieferungen; der zweite Termin bis nach Mitternacht und anschließend noch eine nächtliche Lärmmesung – und dabei will ich doch nur schlafen….
Ich brauche ganz dringend Urlaub. Ehrlich!
Aber jetzt, weil es entspannt und glücklich macht:
* meine Güte, hab ich die süße I. vermisst und ich weiß nicht, wie sie die Belastung von Praxisleitung, Kindererziehung, Fernstudium und Hausrenovierung hinbekommt…
** ich hatte erst ein bisschen Angst, dass es früher oder später zu tiefen blutigen Striemen kommt (beim Kind, nicht beim Kater), aber am Ende ist alles gut gegangen und der Kater ist wesentlich geduldiger, als ich es ihm zugetraut hätte
*** es gibt tatsächlich Menschen, die auf Nahrungsmangel (oder die Aussicht auf Nahrungsmangel oder die mangelnde Aussicht auf die nächste Mahlzeit) noch schlimmer reagieren als ich!
**** was fast ein wirklich guter Ausflug geworden wäre, wenn C.+ich nicht Mann+Kind unterwegs verloren hätten, was zu bösen Vorwürfen („Du hast die Familie im Stich gelassen“) und eher unguter Stimmung geführt hat
***** keine Ahnung, warum M.P. die aufgerissen hat, wahrscheinlich hätten die kleinen Schneckchen weder mit Blut- noch mit Fleischpenis irgendwas anfangen können